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„Das Humane sei immer erstrebenswert, aber niemals zuverlässig gegeben. Dass dies auch auf die Europäische Union zutrifft, das zeigt Robert Menasse mit seinem Roman „Die Hauptstadt“ auf eindringliche Weise“, begründete die Jury ihre Wahl, Robert Menasse den Deutschen Buchpreis 2017 zu verleihen.

Human ging es auch am Dienstag zu, als sich die zahlreich erschienenen Gäste früh morgens um 08:00 Uhr erstmal eine Tasse Kaffee genehmigen konnten, bevor sich alle in den rappelvollen Veranstaltungssaal des Europäischen Parlaments quetschten. Doch die Müdigkeit hielt nicht lange an: Gebannt lauschte das Publikum, als Schriftsteller Robert Menasse und Verleger Dr. Jonathan Landgrebe von Suhrkamp Einblicke in die Zusammenarbeit zwischen dem Verlagshaus und dem Schriftsteller gewährten. MdEP Dr. Christian Ehler (EVP), Co-Organisator der Veranstaltung hob genau diese Art von Kooperation heraus: „Ich freue mich, heute endlich ein Schriftsteller-Verleger-Gespräch hier zu haben, das Einblicke hinter die Kulissen gewährt. Dies ist essenziell in Zeiten wo eine eher verstörende Allianz zwischen amerikanischen Internetplattformen, Internetradikalen, wie Julia Reda und einem Unverständnis von Kultur als Herzstück der EU die Existenz von Verlegern, Autoren und der Kreativwirtschaft gefährdet. Wir sehen gerade im Parlament, wie dies auf dem Schlachtfeld der Urheberrechtsrichtlinie ausgefochten wird. Im digitalen Zeitalter haben viele nur noch wenig Verständnis oder Interesse an den komplexen Vorgängen in der Buchbranche.“

Europa zur weltpolitischen Avantgarde machen
Mit der europäischen Idee hat er sich schon mehrmals in Büchern und Essays beschäftigt. Für seinen neuen Roman hat Menasse auch in Brüssel recherchiert. MdEP Eugen Freund (S&D) Co-Organisator: „Ich habe mich natürlich sehr gefreut, dass ein Österreicher den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Doch das überrascht nicht, denn der Roman hat eine ungeheure Aktualität. Mir persönlich gefällt vor allem die dezente Ironie, mithilfe der Gesellschaftsroman ein schillerndes Panorama auf den europäischen Alltag hier in Brüssel entwirft.“ „Nach der Lektüre des Romans bestehe kein Zweifel, dass die Idee Europa auf dem Spiel stehe.“ Auch das hatte die Buchpreisjury in ihre Begründung hervorgehoben. Und auch deshalb wurde heute auch viel und mit Nachdruck über Europa gesprochen, vor allem über den Appell des Schriftstellers an die Mitglieder des Europäischen Parlaments, „Europa zur weltpolitischen Avantgarde zu machen“.

Menasse ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller Österreichs und sicherlich einer mit den meisten Auszeichnungen: Er hat unter anderem den Heinrich-Mann-Preis, den Max-Frisch-Preis und den französischen Ordre des Arts et des Lettres („Orden der Künste und der Literatur“) erhalten.