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Jennifer Teuwen Cheftrainerin im „Sports Club“ des Europäischen Parlaments

Wir treffen uns im Fitnessstudio des Parlaments, dem Sports Club. Jennifers untere Gesichtshälfte ist von einer Maske verdeckt. Die durchtrainierte, 37-jährige Cheftrainerin beginnt das Interview, indem sie mir erzählt, dass das Fitnessstudio im Parlamentsgebäude früher durch ein privates Fitnessunternehmen betrieben wurde. Vor vier Jahren wurde das Fitnessstudio dann in das Parlament eingegliedert und die Verträge […]

Jan 17, 2022

Wir treffen uns im Fitnessstudio des Parlaments, dem Sports Club. Jennifers untere Gesichtshälfte ist von einer Maske verdeckt. Die durchtrainierte, 37-jährige Cheftrainerin beginnt das Interview, indem sie mir erzählt, dass das Fitnessstudio im Parlamentsgebäude früher durch ein privates Fitnessunternehmen betrieben wurde. Vor vier Jahren wurde das Fitnessstudio dann in das Parlament eingegliedert und die Verträge der Mitarbeiter von letzterem übernommen. Heute ist der Sports Club Teil der „Unit for Prevention and Well-being”.

Jennifer hat elf Jahre Erfahrung im Bereich Fitness und Sportmanagement. Sie hat einen Abschluss in Kommunikation und Sport und hat daneben Scheine als Fitnesstrainerin und Ernährungsberaterin erworben. Bevor Jennifer im Fitnessstudio des Parlaments anheuerte, arbeitete sie in einem privaten Fitnessstudio nur für Frauen. Der Frauenanteil unter den Fitnesstrainern im Parlament war zu Beginn sehr gering. Mehr Frauen wurden in der Zwischenzeit eingestellt, sodass heute ungefähr so viele Männer wie Frauen im Sports Club arbeiten.

Als Cheftrainerin ist es nicht nur ihre Aufgabe, persönliche Coachingsessions anzubieten oder Gruppenkurse zu leiten, sondern sie ist auch für die Organisation verantwortlich. Bei der Erstellung von Wochen- und Dienstplänen muss sie zum Beispiel auf Krankheitstage von Mitarbeitern reagieren, was manchmal eine Herausforderung sein kann.

Jennifers Spezialgebiete im Personal Training sind Bobybuilding, Bodysculpting und Krafttraining. In den Coachingsessions bespricht sie zuerst die Ziele ihrer Kunden und Kundinnen. Anschließend erstellt sie einen individuellen Trainingsplan und hilft bei der Ausführung der Übungen. Dort legt sie ein besonderes Augenmerk auf die Haltung. Mitglieder und Mitarbeiter des Europäischen Parlaments, welche eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio haben, können das Personal Training in Anspruch nehmen. Jennifer hat einmal einem Kunden dabei geholfen, 15 Kilogramm abzunehmen. Er war ihr so dankbar, dass er ihr eine Flasche Wein, Pralinen und einen Wellnessgutschein mitgebracht hat. Allerdings werden persönliche Coachingsessions aus ganz verschiedenen Gründen gebucht. Manche Kunden wollen einen Marathon laufen, während andere einfach aktiver leben wollen. Jennifer hat festgestellt, dass es je nach Region unterschiedliche Trainingspräferenzen gibt. Skandinavische Mitarbeiter mögen Krafttraining, während die Mitarbeiter aus Südeuropa Cardio und Kurse vorziehen. ,,Aber das ist nur eine Generalisierung.‘‘, lacht Jennifer. ,,Es gibt natürlich Ausnahmen.‘‘

Jennifer ist dafür verantwortlich, dass der alltägliche Ablauf in Brüssel und im Fitnessstudio in Straßburg, dem Sitz des Plenarsaals des Europäischen Parlaments, gut läuft. Darum ist sie stolz auf ihr Team, wenn alles glatt läuft und die Mitglieder des Sports Clubs zufrieden sind. Bemerkenswerterweise profitieren die Mitarbeiter im Parlament nicht nur vom Fitnessstudio und den Kursen, sondern auch von anderen Missionen rund um die Gesundheit und das Wohlbefinden, die die „Unit of Prevention and Well-being“ organisiert. Das von der Unit geleitete Projekt „Ergo Studio“ umfasst die Anpassung von Stühlen und Tischen im Parlament an die individuellen Sitzbedürfnisse der Mitarbeiter sowie spezielle Kurse, um Haltungsschäden zuvorzukommen. Das Projekt „Fit & Safe“ bietet Trainings und Kurse speziell für die Sicherheitsangestellten des Parlaments an.

 Um im Sports Club als Fitnesstrainer arbeiten zu können braucht man fünf Jahre Erfahrung als Trainer und entsprechende Trainerscheine. Man muss aufgrund der internationalen Herkunft der Mitglieder auch mindestens zwei Sprachen sprechen können, z.B. Englisch und Französisch.

Jennifer schätzt die Europäische Union wegen ihrer Fähigkeit, Kompromisse schließen und historische Konflikte bewältigen zu können als auch kleinen Ländern ein Mitspracherecht auf der internationalen Bühne geben zu können. Sie hat selbst kongolesische, portugiesische und niederländische Wurzeln und findet, dass genau das Gegenteil die Beziehungen auf dem afrikanischen Kontinent prägt. ,,Es gibt immer noch Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen in Europa, aber die Zusammenarbeit, die wir hier sehen, ist eine gute Sache.‘‘

Der Sports Club darf zurzeit trotz einschränkender Maßnahmen geöffnet bleiben, weil er ein gutes Hygienekonzept vorgelegt hat. Dazu gehört die Begrenzung der Mitglieder pro Stunde, eine Maskenpflicht und die regelmäßige Desinfektion der Umkleiden. Außerdem werden weiterhin Kurse angeboten – sogar im hybriden Format. Weil diese Form mehr Flexibilität bietet, will das Fitnessstudio das Format auch nach der Corona-Pandemie beibehalten – was einmal mehr zeigt, dass manchmal die Notwendigkeit die Mutter der Erfindung ist.

Vielen Dank für das Interview

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