Europäische Forschungsförderung zur Verbesserung der Terrorabwehr
Die Attentate in Europas Hauptstadt sind gerade zwei Wochen her. Das Netzwerk der Täter hat hier seine Taktik multipler Simultananschläge fortgesetzt und binnen vier Monaten allein in Brüssel und Paris mehr als 150 Menschen getötet. Die Liste islamistisch propagierter Terror-Angriffe in europäischen und anderen Hauptstädten wie Ottawa und Tunis läßt sich über Jahre zurückverfolgen. Aktuell zeigt die Türkei, wie verletzlich Metropolen für terroristische Gewalt nach wie vor sind.
Dr. Christian Ehler (EVP/CDU): Wissenschaft und Forschungsförderung können die europäische Terrorabwehr stärken Europäische Forschungsförderung zur Verbesserung der Terrorabwehr
Die Attentate in Europas Hauptstadt sind gerade zwei Wochen her. Das Netzwerk der Täter hat hier seine Taktik multipler Simultananschläge fortgesetzt und binnen vier Monaten allein in Brüssel und Paris mehr als 150 Menschen getötet. Die Liste islamistisch propagierter Terror-Angriffe in europäischen und anderen Hauptstädten wie Ottawa und Tunis läßt sich über Jahre zurückverfolgen. Aktuell zeigt die Türkei, wie verletzlich Metropolen für terroristische Gewalt nach wie vor sind.
„Immer wieder wird dann aber bei den Nachermittlungen festgestellt, wie umfangreich unsere Vorerkenntnisse über Täter, Anschlagsvorbereitungen und -ziele bereits waren“, gibt der deutsche Europaparlamentarier Dr. Christian Ehler zu bedenken. „Wir sollten unsere Fähigkeiten verbessern, diese Erkenntnisse für präventive Schutz- und Abwehrmaßnahmen zu operationalisieren.
„Es ist wichtig, über die allgemein diskutierte bessere Zusammenarbeit von Behörden hinaus auch die vielfältigen Möglichkeiten der Sicherheitsforschung verstärkt zu nutzen.“ Dafür stellt allein die EU im Rahmen ihres Forschungsförderprogramms Horizont 2020 mehr als 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Diese Mittel unterstützen Träger innovativer Ideen, sie zu anwendbaren Lösungen struktureller wie technischer Art zu entwickeln. „Je früher Risiken erkannt werden, desto optimaler kann ihnen begegnet werden“, macht der erfahrene Sicherheitspolitiker deutlich und lenkt den Fokus damit von zunächst reaktiven Maßnahmen auf proaktives zukunftsorientiertes Handeln.
Diesen strategischen Ansatz verfolgte das bereits im 7. Forschungsrahmen-programm geförderte Projekt „proactive“, das Ehler beispielhaft anführt. Zehn wissenschaftliche Einrichtungen aus fünf EU-Staaten erhielten mehr als drei Millionen Euro, um statische und dynamische Sensordaten zu präventiv nutzbaren Informationen zusammenzuführen. „Das ist ein Beitrag, um wirklich ‚vor die Lage‘ zu kommen“, greift Ehler ein in diesen Tagen gängiges Schlagwort auf.
Zu denken wäre auch an ein dringend benötigtes Unterstützungsprogramm für den zuverlässigen Austausch von Daten aus dem arabischen Sprachraum. Gelingt zum Bespiel ein Hinweis aus einem nordafrikanischen Staat zuerst nach Frankreich, wird er dort in lateinische Buchstaben mit Hilfe des frankophonen Transkriptionssystems übertragen. In dieser Form wird er an deutsch- und englischsprachige Partner weitergeleitet. „Sie müssen die Daten nun in ihre jeweiligen Amtssprachen übertragen, die wiederum auf unterschiedlichen Regel zur Transkription aus dem Französischen oder Arabischen ins Deutsche bzw. Englische beruhen.“ Potenziert wird diese Vielfalt noch durch die Variationen der Transliteration sowie der Unterschiede zwischen arabischer Hochsprache gegenüber Regional- und Lokaldialekten. So ergibt sich für einen arabischen Namen rasch eine Vielzahl möglicher Schreibweisen. „Der ursprüngliche Muhammad min al-Maghrib kann sich dann in einem Land als Muhammed, Mahomet oder Mohammed aus dem Magrib, Maghrib oder Maghreb in den Dateien der Sicherheitsbehörden wiederfinden“, verdeutlicht Ehler. „Genau dafür bietet Horizont 2020 zahlreiche Fördermöglichkeiten.“
Die Ausschreibungen seines Arbeitsprogramms 2016/17 umfassen unter anderem den besseren Schutz Kritischer Infrastrukturen, die synergetische Vernetzung technischer Aufklärungsfähigkeiten, Sprengmittelerkennung und Verbundsysteme für die Einsatzkommunikation. Allein der so genannte Call Fight against Crime and Terrorism hat einen Förderumfang von über 42 Millionen Euro. Hiervon können Forschungseinrichtungen ebenso profitieren wie kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland. „Risiken lassen sich leider nicht einfach par ordre du mufti abschaffen. Aber Wissenschaft und Forschung können mit Hilfe der Europäischen Union entscheidend dazu beitragen, sie frühzeitig zu erkennen und Präventionsinstrumente zu entwickeln“, so Ehler abschließend.