Der ökonomische Beitrag des Kultur- und Kreativsektors in der Europäischen Union im Allgemeinen und zur regionalen Entwicklung im Besonderen ist weithin anerkannt. Dennoch vermisst der Kreativsektor, oft bestehend aus kleinen, aber flexiblen und dynamischen Unternehmen, ein einheitliches Governance-System und ist deutlich unterfinanziert.
Die Kultur- und Kreativindustrie hat bewiesen, dass sie ein wichtiges Mittel ist, deindustrialisierte in wachsende und prosperierende Regionen zu verwandeln. Wie keine andere Industrie beschäftigt sie sich mit den aktuellen europäischen Problemen wie Arbeitslosigkeit, Reindustrialisierung und wirtschaftliches Wachstum. Das gründet mehrheitlich auf ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit zu Innovation: Obwohl diese oft aufgrund ihrer nicht-technologischen Natur unterschätzt werden, zeigen Daten, dass die Innovationskraft der Kultur- und Kreativindustrie über dem Durchschnitt liegt. Aufgrund dessen und auch im Geist des Europäischen Kulturerbejahres, schlossen sich heute Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Vertreter der Regionen und die Europäische Kommission der Debatte „Kultur- und Kreativindustrie in den Europäischen Regionen: Ein unerkanntes Potential?“ der interfraktionellen Arbeitsgruppe „Kultur- und Kreativwirtschaft in Europa“ im Europäischen Parlament an. Im Zentrum der Debatte stand, wie das großartige Potential der Kultur- und Kreativindustrie für die EU und ihre Regionen genutzt werden kann.
Der Europaabgeordnete Christian Ehler, Co-Vorsitzender der interfraktionellen Arbeitsgruppe und der Gastgeber der Veranstaltung, unterstrich die besondere Rolle, die die Kultur- und Kreativindustrie in der wirtschaftlichen Entwicklung von Städten und Ländern spielt: „Zum ersten Mal hat das Europäische Parlament heute die ökonomische und politische Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft in den europäischen Regionen ins Rampenlicht gestellt. Anstelle von weiteren Sonntagsreden hat das Europäische Parlament heute gehandelt, um klar den Mehrwert der Kreativwirtschaft, ihre Zukunft und mögliche Lösungen für europäische und regionale Probleme herauszustellen.“
Das Europäische Parlament ist jedoch bei weitem nicht die einzige EU-Institution, die sich für die Kultur- und Kreativindustrie engagiert. Rudolf Niessler (DG REGIO) und Michel Magnier (DG EAC) betonten die Relevanz des Themas für die Europäische Kommission und hoben die Notwendigkeit einer übergreifenden Herangehensweise hervor, um Wettbewerbsfähigkeit und Innovation zu fördern und um die Zusammenarbeit zwischen dem Privatsektor und regionalen Behörden zu stärken.
Vertreter der Provinz Skane in Schweden und des Baskenlandes, welche die Veranstaltung mitorganisierten, konnten über eigene Erfahrungen in ihren Heimatregionen berichten: „Es ist essentiell wichtig, dass verschiedenste Politikbereiche zusammenarbeiten, um eine unterstützende Struktur für die Kultur- und Kreativindustrie zu schaffen. Dieser Industrie kommt eine wichtige Rolle zu, um Städten und Regionen zu helfen, sich zu erneuern. Dank eines wachsenden Arbeitsmarkt für Kreativkompetenzen, Innovation, Regeneration früherer industriell genutzter Flächen, kultureller Erlebnisse, besserer Lebensumstände und nachhaltiger Entwicklung trägt die Kultur- und Kreativindustrie zu lokaler und regionaler Entwicklung einen entscheidenden Beitrag bei“, wie Ola Jacobson, Direktor der Kreativindustrie und internationaler Angelegenheiten in der Provinz Skane und Maria Tuszynski, zuständig für die wirtschaftliche Entwicklung der Kultur- und Kreativindustrie in der Provinz Skane, während der Veranstaltung betonten.
Alle Redner waren sich darüber einig, dass die Teilnahme an überregionalen europäischen Projekten und anderen Initiativen, wie die durch Creative Europe geförderten Projekte „Kultur für Städte und Regionen“ und „Europäische Hauptstädte der Kultur“, einen großen Mehrwert für Europa bringt. Dazu machte der Europaabgeordnete aus Bulgarien, Andrey Novakov, deutlich: „Natürlich ist die Kreativindustrie ein globaler Trend, aber es kommt auf die lokale Ebene an, dass dieses kreative Potential entfesselt und gefördert wird: lokale und regionale Behörden sind in einer bedeutenden Position, kreative Ökosysteme in ihren Gebieten zu etablieren.“