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Abdel Lahlou – Ein Friseur im Herzen Europas

Ich treffe Abdel Lahlou im Erdgeschoss des Europäischen Parlaments. Dort befindet sich neben zahlreichen Aufzügen, Treppen und Sicherheitsschleusen der private Friseursalon „Guy Alexandre“. Sieht man von der ungewöhnlichen Location einmal ab, sieht der Salon aus wie jeder andere. Unterscheiden dürfte er sich von normalen Friseursalons jedoch durch seine Kundschaft, die unter anderem ranghohe Politiker einschließt. […]

Mrz 17, 2022

Ich treffe Abdel Lahlou im Erdgeschoss des Europäischen Parlaments. Dort befindet sich neben zahlreichen Aufzügen, Treppen und Sicherheitsschleusen der private Friseursalon „Guy Alexandre“. Sieht man von der ungewöhnlichen Location einmal ab, sieht der Salon aus wie jeder andere. Unterscheiden dürfte er sich von normalen Friseursalons jedoch durch seine Kundschaft, die unter anderem ranghohe Politiker einschließt.

Doch nicht nur die Abgeordneten nutzen den Friseursalon im Parlament, auch zahlreiche Parlamentsmitarbeiter sind Kunden. Wenn der Tag mal wieder länger wird als gedacht, ist ein Friseur am Arbeitsplatz ein Segen. Denn oft lassen sich die Arbeitszeiten im Abgeordnetenbüro nicht mit den Öffnungszeiten herkömmlicher Friseure vereinbaren. Mit dem Friseursalon vor Ort kann auf die Schnelle ein Termin in der Mittagspause vereinbart werden und der Weg vom Schreibtischstuhl bis in den Friseursessel ist nicht mehr weit.

Abdel empfängt seit fünf Jahren mit großer Leidenschaft Kunden im Salon „Guy Alexandre“. Friseur ist er aber schon länger – 23 Jahre, um genau zu sein – erst in Dubai und wie es das Leben so will, nun in Belgien. Darüber hinaus ist dieser enthusiastische Mann marokkanischer Herkunft Visagist und zaubert elegante Hochsteckfrisuren.

Friseur zu sein, sei schon immer sein Traum gewesen, sagt Abdel begeistert. Man merkt ihm förmlich an, was für eine Hingabe hinter diesen Worten steckt. „Jeder Tag ist ein großer Tag für mich. Ich liebe meinen Beruf, es ist das Schönste der Welt!“, schwärmt er.

Was bei Abdel allerdings eher ungewöhnlich erscheint: Er lebt seinen beruflichen Traum, Friseur zu sein, nicht in einem Salon in der Stadt aus, sondern im Europäischen Parlament, dem Herzen Europas.

Auf meine Frage, ob es besondere berufliche Voraussetzungen oder hohe Hürden gegeben habe, um im Parlament zu arbeiten, schüttelt er den Kopf. „Nein, das kann man so nicht sagen.“, antwortet er. Die Leute seien sehr nett und unkompliziert gewesen. Trotz der offensichtlich anderen Begebenheiten mache es für ihn auch keinen Unterschied, ob er hier im Parlament arbeite oder in einem normalen Friseursalon. „Kunden sind Kunden!“, sagt er. Egal ob ein Minister oder ein Mitarbeiter aus dem Parlament, alle seien unglaublich sympathisch und immer höflich. „Die Beziehungen sind dieselben.“, beteuert Abdel. „Respekt ist die Basis!“

So handhabt er auch die Kommunikation mit der Kundschaft: „Beim Friseur ist der Kontakt mit den Kunden sehr eng.“, sagt er. „Deshalb muss man die Grenzen kennen. Ich spreche mit den Kunden gar nicht über Politik, weil ich ein Friseur und ein Visagist bin. Ich spreche mit ihnen über Mode, Essen oder Reisen – über allgemeine Dinge, nicht über private Angelegenheiten.“ Für Abdel ist das eine Frage des Respekts. Bei ihm redet man über normale, alltägliche Themen, nicht über die Arbeit. Dabei ist es vollkommen egal, wen er frisiert.

Als Reaktion auf die Frage, was die außergewöhnlichste Frisur war, die ein Kunde aus dem Parlament sich je gewünscht hat, schmunzelt Abdel. „Das gibt es nicht im Parlament.“, sagt er. „Hier ist es eher klassisch. Außergewöhnliche Wünsche gibt es bei Stars, aber nicht bei Leuten die seriös in der Politik arbeiten.“
Trotzdem ist er mehr als zufrieden. „Ich gebe das Maximum, wenn ich meine Kunden sehe. Das ist das schönste der Welt!“, sagt er lächelnd und schließt: „Das Feeling mit den Kunden ist mir unheimlich wichtig.“
Es war mir eine Freude, von Abdel mehr über seine Arbeit zu erfahren. Sollten Sie mal im Europäischen Parlament vorbeischauen und schon länger den Wunsch haben, einmal von jemandem frisiert zu werden, der wirklich für seinen Beruf brennt, schauen Sie bei „Guy Alexandre“ vorbei und fragen Sie nach Abdel Lahlou.

Axel Heyer, Koordinator im Besucherdienst des Europäischen Parlaments
Axel Heyer, Koordinator im Besucherdienst des Europäischen Parlaments

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